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Im Gespräch mit Daniel Gerber

05.10.2020

Die Gerberhotels im Tiroler Kühtai werden in dritter Generation mit der gesamten Familie geführt. Wie die Leidenschaft für den Beruf gewachsen ist und warum Mitarbeiter die wichtigste Säule für den Betrieb sind, erzählt Daniel Gerber im Interview.

„Respekt spielt eine sehr große Rolle“

Die Gerberhotels im Tiroler Kühtai werden in dritter Generation von den Brüdern Mario und Daniel Gerber geführt, gemeinsam mit der gesamten Familie. Wie die Leidenschaft für den Beruf gewachsen ist und warum Mitarbeiter die wichtigste Säule für den Betrieb sind, erzählt Daniel Gerber im Pago-Interview.

Authentizität und Respekt sind dem jungen Hotelier Daniel Gerber sehr wichtig: gegenüber seinen Gästen, aber auch gegenüber seinen Mitarbeitern. Dass der Familienbetrieb mittlerweile neben Hotels auch Restaurants, eine Bar und eine Ski-Schule umfasst, verdankt der engagierte Geschäftsführer der Gerberhotels nicht nur seiner Familie, sondern auch seinem Team und natürlich seiner ausgeprägten Leidenschaft für den Tourismus.

Herr Gerber, die Gerberhotels sind ein richtiger Familienbetrieb, in den seit drei Generationen die gesamte Familie eingebunden ist. War von Anfang an klar, wer welche Aufgaben übernimmt?
Ja, im Laufe der Jahre hat sich gezeigt, dass wir unsere Stärken in unserer Unternehmensgruppe enorm verbessern können, wenn sich unsere Aufgaben nicht überschneiden und die wichtigsten Säulen der Gerberhotels unter der richtigen Führung im Sinne der Familie sind.

 

Sie haben viele Neuerungen in Ihren Hotels eingeführt, z.B. die Gerber Card: Wo nehmen Sie die Inspiration für solche Innovationen her?
Der Tourismus ist ständig im Wandel und es sind immer mehr Innovationen nötig, um den Gästen alle Wünsche zu erfüllen. Die Familie Gerber versteht den Zweig Tourismus sehr gut und ist ständig bemüht Neues zu schaffen.

 

Braucht es regelmäßig Neuerungen, um Gäste auf sich aufmerksam zu machen oder besteht bei ihnen auch der Wunsch nach Vertrautem?
Diesen Balanceakt kann man nur halten, indem man ein starkes Team hinter sich stehen hat und dieses auch täglich schätzt und pflegt. Es ist wichtig, einen guten Mix aus Neuem und Vertrautem zu bieten. Die Gastfreundschaft und die Dienstleistung ist immer noch das „A und O“ eines erfolgreichen Familienbetriebes.

 

Sie haben mit den Hotels, den Restaurants, der Ski-Schule samt Sportgeschäft und der kürzlich eröffneten Bar 2020 einen guten Produkt-Mix. Gibt es Pläne, sich noch breiter aufzustellen?
Investitionen sind in einem gesunden Unternehmen enorm wichtig. Mit den Investitionen der letzten Jahre sind wir gut bedient und momentan gut ausgelastet. 

 

Ihr Bruder Mario ist Landtagsabgeordneter und u.a. Hotellerie-Fachgruppenobmann der Wirtschaftskammer Tirol. Ein Gedankenexperiment: Es gibt von einem Tag auf den anderen keine gesetzlichen Vorgaben mehr: Was würden Sie ändern?
Es gibt immer etwas zu ändern oder zu verbessern. Was mir persönlich am Herzen liegt, ist das Thema Mitarbeiter. Da es in Zeiten wie diesen nicht leicht ist, gutes Personal zu finden, ist es meines Erachtens sehr wichtig, gute Arbeitsbedingungen zu schaffen und sich stets zu bemühen, diese Arbeit nicht als selbstverständlich anzusehen.

 

Sie haben früh erkannt, dass die Mitarbeiter die wichtigste Säule in Tourismus-Betrieben sind. Wie wichtig ist es, den Mitarbeitern Benefits zu bieten?
Die Freizeitgestaltung der Mitarbeiter ist neben dem Job das Wichtigste. Wir bieten unseren Mitarbeitern Ermäßigungen in unseren Häusern und eigene Weiterbildungsprogramme. Bei uns sind Menschen aller Altersgruppen beschäftigt, die weit von zuhause weg sind, um die Familie zu unterstützen oder ein Abenteuer zu erleben. In unserem Mitarbeiter-Hotel sind schnelles Internet und Einzelzimmer Standard, und das braucht man auch, wenn man gutes Personal finden will. Ich denke auch, es ist sehr wichtig, dass der Gast den Mitarbeiter viel mehr wertschätzt, damit uns unsere guten Mitarbeiter nicht weglaufen. Auch der Respekt im Dienstleistungssektor spielt hier eine sehr große Rolle.

Worauf achten Sie bei der Lieferantenauswahl für Ihre Betriebe?
Handschlag-Qualität! Wir haben Partnerschaften mit unseren Firmen, die über 30 Jahre zurück gehen und die auch immer ein Bestandteil unseres Erfolges waren und sind.

 

Sie bieten Ihren Gästen PAGO-Säfte an, die für Genuss und Qualität stehen, ganz nach dem Motto „Liebe das Leben“. Was bedeutet für Sie Lebensqualität?
Lebensqualität bedeutet für mich imHier und Jetzt zu leben. Zeit für die Familie und die Liebsten nehmen, wann immer es geht, und jeden Tag so genießen als wäre es der letzte. Das ist nicht immer leicht, aber machbar.

 

Haben Sie Vorbilder?
a, zwei, um genau zu sein. Meinen Bruder: Es gibt keinen anderen Menschen, den ich beruflich mehr respektiere als ihn. Ich habe auch bis jetzt keinen weiteren Menschen in meinem Leben getroffen, der mit so viel Ruhe und Leidenschaft und vor allem mit so viel Kopf an die Sache ran geht: perfektionistisch veranlagt und fast immer ausgezeichnet in der Ausführung. Menschlich vor allem meine Frau: Sie vermittelt mir so viel positive Energie und hört sich mein Leid an. Sie ist zugleich eine sehr hingebungsvolle Mutter und steht mir bei jeder Entscheidung zu Seite. Einen besseren Menschen an seiner Seite kann man sich im Leben nicht wünschen.

 

Sie sind mit dem Familienbetrieb aufgewachsen. Wenn Sie noch einmal von vorn beginnen könnten, würden Sie sich wieder für diesen Weg entscheiden?
Schwierige Frage. Es gab Zeiten in meiner Kindheit, da habe ich mir sehr oft gewünscht, ich wäre das dritte Kind einer stinknormalen Familie und man könnte ganz normal wie eine Familie die Festtage zusammen verbringen, in den Winterurlaub fahren und am Wochenende tolle Ausflüge unternehmen. Im Laufe meiner Jugend nahmen mich meine Eltern aber immer mehr bei der Hand und zeigten mir auch Dinge im Leben, die erledigt werden müssen, um alles am Laufen zu halten. Daraus folgte, dass ich mit den Jahren immer mehr Leidenschaft für meinen Beruf entwickelte und jetzt könnte ich mir ein Leben ohne den Tourismus gar nicht mehr vorstellen. Ich liebe meinen Job sehr.

 

Gibt es einen Lieblingsort, an dem Sie abschalten und sich eine Auszeit gönnen können?
Die Berge sind ein schöner Ort, um in sich zu gehen und zu entspannen. Bei einer Skitour kann ich richtig gut abschalten, damit ich Kraft und Energie für den Tag mitnehmen und das positiv umsetzen kann.

 

Welche Werte möchten Sie Ihren Kindern weitergeben?
Bodenständigkeit, Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Fleiß. 

 

Sollen die Gerberhotels auch weiterhin in Familienhand bleiben?
Natürlich wäre jeder Elternteil sehr stolz, wenn die eigenen Kinder ins Familienbusiness einsteigen. Aber ich denke, man sollte die Umgebung dem Kind anpassen, es bei der Hand nehmen und versuchen, die Leidenschaft und Liebe zum Beruf zu vermitteln und die Kinder keineswegs in irgendwas hineinschmeißen oder überfordern.